Im Dialog (von links nach rechts): Dr. Thomas Oberthür, Dr. Beate Deuker, Dr. Joachim Milz, Dr. Rolf Härdter, Prof. Dr. Klaus Dittert, Dr. Hsiao-Hang Tao und Prof. Dr. Merle Tränkner. (Foto: IAPN)
Produkte mit Palmöl gehören zu unserem täglichen Leben. In der Reihe „IAPN im Dialog“ wurde erörtert, wie ein nachhaltiger Anbau von Ölpalmen entwickelt werden kann. Vier internationale Experten waren am 8. November 2017 zu Gast am IAPN und diskutierten angeregt mit Studenten und Wissenschaftlern der Göttinger Universität. Der Dialog wurde von Professor Dr. Merle Tränkner, der neuen Juniorprofessorin am IAPN, moderiert.
Ein wichtiger Bestandteil vieler Produkte
Palmöl ist ein wichtiger Bestandteil vieler Produkte, die täglich in Gebrauch sind. Sein vielseitiger Einsatz als Inhaltsstoff verschiedener Produkte – von Lebensmitteln, Futtermitteln, Seife, Waschmitteln, industriellen Ölen bis hin zu Biodiesel etc. – hat bewirkt, dass Palmöl heutzutage weltweit an erster Stelle der eingesetzten Pflanzenöle steht.
Dr. Rolf Härdter, Leiter des Bereichs Agronomy & Advisory der K+S KALI GmbH, führte aus industriellem Blickwinkel in die Produktion und die Verwendung von Palmöl ein. Die Ölpalme habe mit Abstand das größte Potenzial in der Erzeugung pflanzlicher Öle, erklärte Dr. Rolf Härdter. Trotzdem seien Ertragslücken in der Ölpalmenproduktion noch weit verbreitet und müssten durch verbessertes Management überwunden werden. Aus seiner Sicht ist Nährstoffmanagement ein Schlüsselfaktor, um Ertragslücken zu schließen. „Wir müssen den Ertrag pro Hektar erhöhen, um den Flächenbedarf zu reduzieren“, betonte Härdter.
Einblicke in Erfahrungen aus Südostasien
Dr. Thomas Oberthür, Direktor am International Plant Nutrition Institute, sprach über Forschungs- und Entwicklungsbedarf in südostasiatischen Ölpalmen-Plantagensystemen anhand des Beispiels von Kalium. Er thematisierte die Bedeutung des Nährstoffbedarfs und beleuchtete, wie wichtig eine verantwortungsvolle Pflanzenernährung für die nachhaltige Intensivierung des Ölpalmenanbaus ist. Abschließend formulierte er ausgewählte Schlüsselfragen, die von der Forschung zur Nutzpflanzenernährung beantwortet werden müssten, um die verantwortungsvolle Entwicklung von Ölpalmen-Produktionssystemen zu unterstützen.
Nährstoffmanagement für Ölpalmen
Dr. Hsiao-Hang Tao präsentierte Ergebnisse von Versuchen über Nährstoffmanagement bei Ölpalmen (Foto: IAPN)
Dr. Hsiao-Hang Tao stellte in ihrem Vortrag ausgewählte Ergebnisse von Versuchen zu nachhaltigem Nährstoffmanagement vor. Zurzeit ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Tropischen Pflanzenbau und Agrosystem Modellierung der Universität Göttingen. Das International Plant Nutrition Institute stellte der Universität Daten und Informationen für die Analyse von seinem Versuchsnetzwerk in Südostasien zur Verfügung.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Anwendung von Best-Management-Praktiken über vier Jahre in Indonesien die Effizienz der Trockenmasse- und der Fruchtproduktion von Ölpalmen gesteigert hat. Die Wirkungen der Best-Management-Praktiken auf das Wachstum von Ölpalmen waren stärker an Versuchsstandorten mit höheren jährlichen Niederschlagsmengen. „Verbesserte Management-Praktiken für den Ölpalmenanbau besitzen ein hohes Potenzial, um seine nachhaltige Entwicklung zu stärken“, fasst Tao zusammen.
Eine kritische Betrachtung
Dr. Joachim Milz, Direktor von ECOTOP consult aus La Paz, Bolivien, warf einen kritischen Blick auf die industrialisierte Ölpalmenproduktion. Er vertritt eine systemische Betrachtungsweise und zeigte alternative Produktionssysteme, wie dynamische Agroforstwirtschaft, als wirklich nachhaltige Lösung auf. Das Vorgehen der Natur zu imitieren hält er für den optimalen Ansatz. „Groß angelegte Monokultur verkörpert die treibende Kraft für die Zerstörung von Landschaften und Lebensräumen“, so Milz. „Die heutige Ölpalmenproduktion trägt erheblich zur Zerstörung von Tropenwäldern, Verarmung von Böden, Kontaminierung von Wasserressourcen, regionalem Klimawandel und sozialem Ungleichgewicht bei.“ Er ist überzeugt, dass die Ölpalme eine wunderbare Nutzpflanze ist, die so weit wie möglich gemäß ihren natürlichen öko-physiologischen Anforderungen produziert werden sollte.
Im Anschluss an die vier Präsentationen folgte eine intensive Diskussion mit den Teilnehmern über die Frage, in welche Richtung die weitere Entwicklung gehen muss, um den Bedarf einer wachsenden Bevölkerung an pflanzlichen Ölen in Zukunft zu decken. „Wir haben verschiedene Ansätze für einen nachhaltigen Anbau von Ölpalmen gesehen und von den Herausforderungen gehört, die damit verbunden sind. Weitere Anstrengungen sind erforderlich, um landwirtschaftliche Praktiken umzusetzen, die dem globalen Bedarf für Palmöl gerecht werden, aber zugleich auch nachhaltig sind. Wir als Agronomen, Wissenschaftler oder Verbraucher können dazu beitragen, das zu erreichen“, erklärte Merle Tränkner am Ende des Nachmittages.